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Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA Cup 6³   2014/2015

Qualifikationsturnier Brühl-Köln

13. bis 15. Februar 2015

Turnierinformationen:

Rangliste:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E · Gruppe F

Teilnehmer:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E · Gruppe F

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Spielort:

RAMADA Hotel Brühl-Köln

Ralf Mulde berichtet über das DSAM-Turnier in Brühl-Köln

Es begann mit dem Wort

Es ist Karneval. Es ist Freitag der Dreizehnte. Es sieht nach Regen aus (fällt aber erst morgen), 11°C, nachts -2°C in Brühl. Die Hoteldirektorin Ulrike Güttler-Lieven ist auch schon ganz krank (gute Besserung!) und konnte deshalb erstmals beim Start des Turniers nicht dabei sein.

Aber da seid eben Ihr, hunderte Schachspielerinnen und -spieler, allen Alters, jeder Haarfarbe, starke Spieler und noch stärkere aus nah und fern, das ist einfach klasse! Um hier gleich mit der Statistik weiterzumachen: Von den genau 341 Spielern sind 34, also stattliche rund 10% weiblichen Geschlechts, der Brühler SK entsandte die meisten Teilnehmer, nämlich 15 (zu erkennen an Pantoffeln, mit denen die über die Straße in den Saal schlappen, gefolgt von der SG Porz mit einer munteren Zwölfer-Bande; am Start sind vier Kinder, die 2007 geboren wurden, von denen wiederum (knapp) der Kerpener Max Pick der jüngste Dreikäsehoch ist, und am anderen Ende der Geburtenskala haben wir mit dem 1932 geborenen Freiburger Gerhard Hund den Nestor des Turniers. So hohe Zahlen, das Alter betreffend, kann ich nicht ausrechnen.

Und Ihr, Völker der Welt, machtet dem Bürgermeister dieser Stadt die Freude, ihn in Eurer Mitte aufzunehmen, als nämlich das Stadtoberhaupt Dieter Freytag uns sein mitreißendes Grußwort überbrachte, das vom Brühler Vereinsschach über das gut von den Clubs betreute und inspirierte Schulschach bis zu den Sehenswürdigkeiten der karnevalstrunkenen Rheinland-Stadt schwenkte.

Dieter Freytag & Walter Pungartnik

Dieter Freytag & Walter Pungartnik

Besonders der Brühler SK mit seinen über 100 Mitgliedern wurde von Bürgermeister Freytag gewürdigt und sein netter Wunsch "Glückauf - möge der König immer ein Fluchtfeld haben", kam bei allen prima an. Eigentlich ist der Herr Freytag zur Zeit gar nicht amtierender Bürgermeister, wie er uns sagte, denn er hatte gerade am Vortag zur Weiberfastnacht die Schlüssel der Stadt an die Jecken übergeben. Alle Gegenwehr hatte nichts genutzt. Gaaar nix.

Dem wacker kämpfenden Bürgermeister standen mit Ralf Niederhäuser (Präsident des Schachverbandes Nordrhein-Westfalen) und Walter Pungartnik (Breitenschach-Referent und Repräsentant des Deutschen Schachbundes) karnavals- bzw. fastnachts-erprobte Mitjecken zur Seite. Aber offenbar zu spät ... Die Schlüssel waren weg, also überspielte das Duo Niederhäuser /  Pungartnik diese männliche Niederlage gekonnt und lenkten in ihrem formidablen Grußwort das Ohr der Zuhörer auf das Schach.

Dazu sollte man einmal sagen: Die Basis des DSB sind die Schachvereine. Und deren Basis ist weniger der seit rund 30 Jahren amtierende Vorsitzende, sondern es sind die Kinder und Jugendlichen – und die kommen nun mal aus der Schule. Straßenfußballer findet man ja schon kaum mehr, Straßenschachspieler noch weniger, man muss also in den Kindergärten, Seniorenresidenzen, Cafés und eben Schulen nachgucken.

Die Augen richten sich zumeist auf die starke A-Gruppe (25 Teilnehmer) und auf die weniger starke F-Gruppe (75 Teilnehmer), Letzteres wegen der vielen, kleinen, süßen Kinder. Wir bleiben in der A-Klasse und finden Martin Molinaroli, DWZ 2245, Elo 2285, SK Münster, unseren dänischen Schachfreund Niels Christensen, DWZ 2156, Elo 2284, SC Bonn Beuel, den FM Dr. Kai Wolter, DWZ 2269, Elo 2284, SK Münster und FM Markus Balduan, DWZ 2231, Elo 2282, TV Witzhelden 1884 an der Spitze der sehr ausgeglichen aussehenden Setzliste. Das dürfte spannend werden! 

Wie immer begann es mit den begrüßenden Worten des stets so unglaublich souveränen Turnierdirektors Dr. Dirk Jordan. Wer glaubt, unser "Chef" könne sich das doch einfach mal aufschreiben und es dann jedes Jahr und Wort für Wort identisch aufsagen: Nein, das kann er nicht. Er ist einer jener wirklich begnadeten Redner, die ausschließlich frei sprechen und es eben auch nur so gut können – abzulesen würde ihn vermutlich in Tüdel bringen. Aber auch dann würde ihm seine Frau Martina, der stille Motor vom Ganzen hier, wieder in die Spur bringen. (Ja, Martina, das war ein Kompliment!)

Wer nach anderen Frauen fragt, denn immerhin ist die DSAM ja auch zugleich die Deutsche Frauen Schach-Amateurmeisterschaft (man sieht, der Autor macht den Abkürzungswahn im deutschen Schach noch immer nicht mit), nach dem Motto: "ja, wo laufen sie denn?", dem sei gesagt: "Sind noch in der Post." Genauer gesagt, im Hotel zur Post in Bad Wiessee, wo zur Zeit die Deutsche Frauen-Einzelmeisterschaft ausgespielt wird. Und die anderen, die sind ja hier. Fast alle. Und der Rest, der feiert. Karneval. Geburtstag. Den Dreizehnten. http://www.dfem-bad-wiessee.de/

Nach der siebten Runde liegen dort die beiden Elo-Favoritinnen Marta Michna und Zoya Schleining in Führung. Irgendwie langweilig, so was. Wir bleiben also bei der DSAM.

Turm der Geheimnisse

Schachkrawatte mit Turm

Kaum einer kennt die geheime Verbindung des Lamberti-Turms zur DSAM in Brühl. Das liegt vermutlich daran, dass es auch überhaupt gar keine gibt. (Diese Art der Überleitung wollte ich schon immer mal ausprobieren!)

Halt! Ganz richtig ist das nämlich nicht. Anders als der durch die Bauern f4/d4 gestützte "Pillsbury-Springer" auf e5 ist der "Lambertiturm" das Wahrzeichen Aurichs, ein 35 m "hohes" Bauwerk aus dem 14.Jh., der vermutlich vor undenkbaren Zeiten von Klaus-Bärbel Lamberti auf den Gräbern der örtlich bedeutendsten Seehunde errichtet wurde. Dieser besagte Turm steht. Und zwar in Aurich. In dessen Innenstadt eben auch der "Schachclub Aurich" auf Königsjagd geht.

Einige meinen, dass Aurich sowieso ausschließlich aus Innenstadt bestehe, aber das ist natürlich nur üble Nachrede. Außerhalb davon gibt's schließlich ... äh ... nunja ... eine Menge Meer, links die Niederlande und irgendwie mehr rechts, gleich achteran, die Nachkommen der ostfriesischen Häuptlinge, die es dort bis mindestens 1430 noch in Funktion gab, also eine Art eingedeichte Turnierleiter.

Schön ist, dass der SC Aurich sich stark im Schulschach engagiert. Seefahrt tut not, aber Nachwuchs eben auch, gerade bei nur sechs Teilnehmern am Clubturnier, die mangels anderer Vereine weitgehend identisch mit den elf Spielern der Stadtmeisterschaft waren. Aber: Die 1.Mannschaft ist in der Bezirksliga zugange (zur Zeit Fünfter bei noch drei offenen Runden). Und diese Liga ist, um Fontane zu bemühen, "ein weites Feld", denn zwischen Wilhelmshaven, Papenburg, dem Ammerland, Cloppenburg und eben Aurich liegen eine ganze Menge ... Boßel-Kilometer und nette Eiergrog-Kneipen.

Das Ding mit der Setzliste

"Dienstag, 19 bis 24 Uhr im "Tenten- Haus der Begegnung", da spielt der Schachclub Bonn / Beuel. Der Journalist Leif Kubik von der bedeutenden Tageszeitung mit dem etwas einschüchternden Namen "General-Anzeiger" schrieb einen wohlwollenden (immer gut!) Artikel über den Verein:

Und wer bei "Wolfsburg" an jenen quasi erst kürzlich entstandenen Ort zwischen Hannover und Wladiwostok denkt, dem sei gesagt: In Beuel, Ortsteil von Bonn, steht eben jene Wolfsburg neben dem oben genannten "Tanten-Haus".

Warum erzählen wir das alles? Weil Niels Christensen, Dänemark, für diesen Verein spielt. Der ist immerhin Dritter der DSAM-Setzliste unseres kleinen Karneval-Turniers.

Vor ihm rangiert lediglich ein "alter Bekannter", nämlich Martin Molinaroli, SK Münster mit DWZ 2245 und Elo 2285. Meister Christensen hat lediglich einen Rating-Punkt weniger auf der Liste, die ja nach TWZ, also dem jeweils höheren Wert von DWZ und Elo, aufgestellt wird.

Aber seien wir ehrlich: Es gibt eigentlich auch keinen realen Unterschied zum Dritten und Vierten dieser Liste, nämlich FM Dr. Kai Wolter, DWZ 2269, Elo 2284, SK Münster (die scheinen dort etwas vom Schach zu verstehen!) und FM Markus Balduan, DWZ 2231, Elo 2282, TV Witzhelden. Und diese Erkenntnis macht uns ganz sicher: Alaaf! Wir werden ein irre spannendes Turnier erleben.

Und die Setzliste? Die ist so ähnlich wie die Speisekarte im Fisch-Restaurant: "Preise gelten saisonbedingt". also nur auf Nachfrage. Total verlässlich. In jedem Turnier mindestens bis zum zweiten Zug. Viel Spaß bei der neuesten Quali der DSAM!

Drei Dinge sind eine Mitteilung wert - Hier und jetzt

Erstens hat einer der Turnierfavoriten in der A-Gruppe durch Seitenwind und dadurch plötzliches Blitzeis auf dem Brett – ja, so was gibt's! - in der ersten Runde etwas verloren. Nämlich die Partie. (Bei dieser Formulierung fällt mir ein, dass der Satz "Du hast hier nichts mehr verloren!" durchaus positiv gemeint sein kann).

Martin Molinaroli - Christian Busch (an 13 gesetzt) 0-1.

Jeder weiß, dass so ein Einstieg durchaus beflügelnd wirken kann, denn "gefährlich ist's den Leu zu wecken, furchtbar ist des Tigers Zahn" etc., so dass hier also weiterhin alles offen ist. Aber interessant war's eben doch.

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Zweitens, nach der zumindest für eine Seite unguten Nachricht nun zu einer angenehmen. Er selbst darf bei uns Amateuren nicht mitspielen, dafür ist er einfach zu gut: Der sympathische, 1960 geborene GM Artur Jussupow hatte gestern Geburtstag, am 13.Februar. Seine ebenso nette Gattin Nadja darf aber bei der DSAM mitspielen, hat sie auch getan und gewann deshalb schon einige Partien. - Schön, dass Ihr in den Turnieren des DSB aktiv seid!

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Und jetzt kommt's. Der Knaller. Wir haben eine Meisterin unter uns! Nicht einfach nur so, Meisterin der Stadt Sowienoch, irgendeiner Landesmeisterschaft oder Ähnliches, sondern wir dürfen uns glücklich schätzen, hier mit einer

K o n t i n e n t a l m e i s t e r i n

Amina Sherif

Amina Sherif

Schach spielen zu dürfen! Die Solingerin Amina Sherif, schon mehrfach durch gutes Schach auch bei der DSAM auffällig geworden, ist Afrika-Meisterin U18w des Jahres 2014!!! Herzlichen Glückwunsch!

Als Ägypterin ist sie für das Afrika-Turnier spielberechtigt. Das ist ja nun nicht gerade bei jedem in unserem DSAM-Spielsaal der Fall. Zum Glück fand das Turnier nicht ganz so irre weit weg statt, sondern im noch (relativ) nahen Monastir, also in Tunesien. Und dann ... Hundert Prozent. Einfach so.

Näheres kitzelte der Reporter der Rheinischen Post aus der Meisterin heraus:
http://www.rp-online.de/nrw/staedte/solingen/sport/amina-sherif-setzt-alle-gegner-matt-aid-1.4779219

Das Fachblatt für Schach in Afrika ist natürlich die ChessDrum. Und ebenso natürlich haben die auch über das Turnier berichtet, wenn auch nicht ganz so ausführlich, wie man sich das wünschen würde, aber immerhin mit Bild:
http://www.thechessdrum.net/blog/page/2/

Und was macht Amina, wenn sie nicht ganz Afrika umhaut? Naja, Schach spielen ... Bei der Deutschen Jugend-Einzel 2014 (U18w) in Magdeburg gelangen ihr flotte sechs Punkte und damit ein schöner dritter Platz. Und bei uns? Schon 2012 erspielte sie sich in der D-Gruppe der DSAM großartige 4,0 Punkte aus fünf Partien, was seltsamerweise lediglich für den vierten Platz ausreichte – da müssen aber die ersten drei so richtig voll aufgedreht haben!

Seit dem Coup von Monastir befinden sich vor dem Namen unserer Schachfreundin drei andere Buchstaben als zuvor. Bisher stand da "WCM", also Kandidatin für einen weiblichen FIDE-Titel. Jetzt steht da:

WIM Amina Sherif, die 1999 geborene junge Frau ist also Weibliche Internationale Meisterin!
http://ratings.fide.com/card.phtml?event=12911690

Fast beim Fasten - Haut rein am Imbiss-Stand

Frühstücksbuffet

Karneval. Das hat mit mit schlanker Linie und Abstreifen mancher Schandtaten, also mit Schmachten und Fasten zu tun. Es ist nämlich genau das Fest, das vor der 40-tägigen Fasten-Zeit liegt. In dieser rund  sechswöchigen Spanne sollte Kohldampf geschoben und vor allem stramm gebetet werden. So dachte man sich das, als das Ganze eingeführt wurde.

Bevor das Fasten so richtig losgeht (bei dem zu allen Zeiten und überall nach besten Kräften charmant geschummelt wurde), wird eben noch einmal richtig gefeiert, so jung kommt man ja nie wieder zusammen. Karneval! Unser rauschendes Schach-Fest steht also genau in dieser Tradition. Aschermittwoch ist alles vorbei, ab da werden keine Figuren mehr eingestellt.

Fastenzeiten sind in allen Weltreligionen bekannt; der islamische Koran nennt den Ramadan, die jüdische Tora sagt, zwischen Pesach und Schawuoth liegen jene 49 Tage des Omerzählens, die bei orthodoxen Juden als Trauer- und Fastenzeit gelten. Auch die Aleviten, die Baha'i und andere kennen diesen Versuch der inneren Reinigung. Im Buddishmus ist das Vassa, die Rückzugsphase der Mönche, sehr entfernt mit diesem Fasten-Brauch vergleichbar; nur der Hinduist praktiziert zwar Joga und sogar Prayopavesa, kennt aber keine Fastenzeit, denn der tut das zu keinem "vorgeschriebenen" Termin.

Nun ist Karneval absolut nichts, was mit Suff zu tun hat. Erstens sowieso völlig aus der Mode und zweitens dauert das Ganze einfach zu lange, um dauerbedröhnt zu sein. Hält ja keiner durch, so was. Auch das ist eine Parallele zum Schach. Als Aljechin nicht mehr spielte, nahm dadurch der Alllllohoool-Konsum im Spielsaal ohnehin stark ab; da konnte man's am Ende auch gleich ganz verbieten.

Keine Parallele zum Karneval bilden hingegen die Schiedsrichter der DSAM. Klar, die sind auch lustig, aber die sind eben nicht verkleidet! Trotz der schwarzen Kostüme: Die sehen wirklich immer so aus! Schon deshalb, weil die FIDE, wie wir gerüchteweise hörten, die Regel erließ, dass Schiedsrichter immer im schwarzen Anzug zu sein haben und natürlich auch jederzeit einsatzbereit sein sollen. Irgendwo wird ja immer gespielt. Also wird nun im Blues-Brothers-Anzug geschlafen, geduscht, im Restaurant serviert, die Messe gelesen, ... Was die FIDE sagt, ist nun mal Gesetz, spätestens seitdem der oberste deutsche Schacher, DSB-Chef Herbert Bastian, Vize-Papst ... äh ... Vize-Präsident des Weltschachbundes geworden ist (herzlichen Glückwunsch übrigens!).

Also, kurz gesagt: Haut rein am Imbiss-Stand, am Frühstyx-Büffet, beim Abendessen, denn knapp nach dem Turnier ist Ultimo. Nix mehr mit Fofftein. Dann wird gefastet. Vierzig Tage. - Lasst Euch die Zeit nicht lang werden!

Sie erscheinen auf der Meldeliste und Oma müsst Ihr auch wieder mitnehmen

Hey! Nach ungefähr dreihunderzweiundmaffzig Jahren DSAM ist es gar nicht schlecht, hier zwei kleine Sätze zu wiederholen, die sogar ein gestandener Amateur wie Du im Eifer des Wettkampfs vergessen könnte:

1.) "Erst mit Eingang der Startgeld-Überweisung wird Ihre Anmeldung und damit auch die Hotelbuchung verbindlich und Sie erscheinen auf der Meldeliste." So stanzte es der Kollege Frank Jäger mit stählernem Stichel auf die Homepage und hier wird's einfach nur wiederholt.

2.) "Ein Schachturnier beginnt mit der Eröffnung und endet mit der Ehrung der Sieger." Auch dieser Satz von Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan ist nicht neu, wird oft wiederholt und ist wichtig, weil damit der Grundsatz eingeleitet wird: Wer sich seinen Preis nicht persönlich abholt, der bekommt auch keinen. Nic, semmi, ei mikään als polnische, ungarische und finnische Version.

Nachgeschickt, von Freunden oder von Oma mitgenommen usw. wird also gaaar nichts, denn gemeinsam wollen wir die Leistungen der jeweils anderen Sportfreunde feiern und beklatschen. Achja, und Oma müsst Ihr auch wieder mitnehmen.

Auf der achten Reihe becirct

Eva Maria Titgemeyer

Eva Maria Titgemeyer

Dass wir alle als Zwerge auf den Schultern von Riesen stehen - geschenkt; das ist übrigens eins der Lieblings-Zitate vieler Historiker. Dass wir alle zumindest bemüht sind, in den Fußstapfen Morphys, Steinitz' etc. zu wandeln - auch alles bekannt.

Wer von uns aber hätte gedacht, dass Schach von der Göttin Kirke (Circe) beeinflusst wurde? Heute denkt man bei ihrem Namen nur noch an "becircen", was die Lady ja auch tat, als Odysseus zusammen mit seinen Jungs irrfahrend bei ihr vorbei schipperte, von ihren Gesängen angelockt wurde (deshalb siegen die Griechen noch heute öfters mal beim ehemaligen Grand Prix d'Eurovision) und zu einem netten Umtrunk einkehrte.

Diese fiese Lady aber verzauberte die Fremden (von irgendwas muss man ja leben) mit Kräutern und Zauberstab und verwandelte solchermaßen die arglosen Gäste in Schweine. Daher: Alle Männer sind ...

Ganz klar: Die waren auf der achten Reihe angekommen und wurden umgewandelt! - Erst sehr viel später kehrte man im Schach das Circe-Prinzip um und verwandelt nun nicht mehr in Schweine, auch nur selten in Pferde, sondern lieber in Damen. Aber nach ein paar tausend Jahren ändern sich solche Dinge nun mal. Gelegentlich. Und wir wissen jetzt, wie die Götter auf das Schach einwirkten, auch ganz ohne Caissa.

Spielen! Vielleicht auch träumen!

"Nessun Dorma!" (Keiner schlafe!) ist die Losung der verflixt frühen Runde am Sonntag um – igitt! - neun Uhr. Eigentlich geht das Nessun Dorma auf Puccinis "Turandot" (1926) zurück, aber das ist einem ja ziemlich egal, wenn der Wecker mitten in der Nacht klingelt. Auch der zu recht längst vergessene und glatt gelogene Filmtitel "Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung" (Kurt Hoffmann, 1968) ist der reine Hohn, wenn man sich schlaftrunken durch den Turniersaal tastet.

Aber dann!!! Der Gegner zieht! 1.e4, hm, irgendwo schon mal davon gehört ... Erst  langsam siehst Du etwas klarer. Die Frage ist doch in derlei Situationen eigentlich nur, ob Du schon matt sein wirst, bevor Du tatsächlich ganz da bist oder eben nicht. In Sachsen-Anhalt wurden wir einmal mit dem dortigen Werbeslogan des Landes "Das Land der Frühaufsteher" erschreckt. Ob diese befremdliche Image-Kampagne wirklich zu massenhaften Neubürgern oder doch eher zu Abwanderungen führte, blieb bisher unbekannt, aber ich darf sagen: Die Teilnehmer der DSAM blickten bei diesem Grußwort äußerst besorgt. Jedenfalls die, die schon wach waren.

"Sterben - schlafen - Schlafen! Vielleicht auch träumen! - Ja, ... " Lassen wir einfach den ersten Teil des Hamlet-Zitates weg (soll dieser Kerl doch in Dänemark bleiben) und halten uns vor allem an den letzten: Ziehen – leben - vom Siege träumen! Nun vielleicht auch das! - Ja ...

Diesmal aber, hier im aufgekratzten (in Einzelfällen: verkaterten) Karnevals-Brühl, ist ja doch noch mal alles gut gegangen oder vielmehr "Et hätt noch emmer joot jejange", denn der Rheinländer an sich ist einem ja als ziemlich ausgeschlafener Typ bekannt.

Einiges hier ist für den Angereisten aber schwer zu verstehen. Der Karneval sowieso, denn den muss man fühlen, so ist das eben mit katholischen Festen. Brühl liegt in der Region Rheinland, genauer gesagt, man dreht sich im Rhein-Erft-Kreis, während aber die gar nicht soooo weit entfernten Hürth und Wesseling schon in der Region Niederrhein (die Alt-Bier-Region mit dem niederfränkischen Dialekt) ihr Dasein fristen. Wer nun also an den 2005 verstorbenen Hanns-Dieter Hüsch denken sollte: Nicht ganz richtig. Willy Millowitsch (der öfters mit einer gewissen Heidi "wir werden niemals auseinander gehen" Brühl arbeitete) wäre näher dran gewesen. Wir aber blicken nicht zurück, sondern voraus und wünschen weitere tolle Tage – und Partien!

Julia Havenith

Es gibt Neues von Julia Havenith, die wir schon einmal kurz porträtierten, weil die junge Dame vor genau einem Jahr erst hier in Brühl punktete und dann auch im Finale bei Wiesbaden schönes Schach spielte. Damals las sich das so: "Als wir durch den Turniersaal schlenderten, fiel sie uns einfach auf, die ... Julia Havenith, die am zweiten Brett der E-Gruppe ihre Partie spielte. Konzentriert sah das aus, klar, aber auch irgendwie vergnügt, eben mit jenem Spaß, den man an etwas hat, was man wirklich gerne tut, auch wenn es manchmal eine schwierige Sache ist. 'Besonders erwähnt werden soll hier die Leistung von Julia Havenith (SV Würselen) mit ihrem dritten Platz; vielleicht wird es bald mehr. Einige ihrer Partien ließen jedenfalls darauf hoffen', schrieben wir im Schachticker."

Und im Finale 2014 kommentierten wir: "In der Stadtmeisterschaft (B) 2013 standen bei Familie Havenith vielleicht gerade andere Themen im Zentrum und so wurde es für beide "nur" ein Mittelplatz - was aber ja nichts Schlechtes ist. Nur Sport-Amerikaner sind so verblendet, alles unterhalb des Siegs für eine Niederlage zu halten. Wir in der DSAM aber erkennen Leistungen an - auch wenn sie mal nicht vom schimmernden Glanz der Medaillen hervorgehoben werden.

Julias Rating entwickelte sich seit 2011 in erfreulicher Weise nach oben; zuletzt brachte ihr das Open in Limburg den Sprung über die 1500er Grenze. Und ihr Finale der DSAM läuft ja noch. Wir ahnen: Da geht noch was. Weiterhin viel Erfolg, Julia!
http://www.ramada-cup.de/2013_2014/wiesbaden/

Im Finale der E-Gruppe machte sie 50% und erzielte damit einen Erfolg, die "Julia Havenith (Würselen), die damit Vorreiterin der weiblichen Schachartisten wurde."
http://www.schachbund.de/news/rosenmontag-beginnt-dsam-bruehl-endet.html

Der aktuelle Anlass, heute, also 2015, noch einmal nachzuschauen, sind Julia Haveniths mit Schmackes vorgetragenen "zwei aus zwei" in der E-Gruppe, die sie am heutigen Vormittag natürlich am ersten Brett spielen ließen. Wie ihre Weiß-Partie mit Jewgeni Radovinski ausging (ebenfalls zwei aus zwei wie auch Jörg Schmidt), war noch nicht bekannt, als diese Zeilen entstanden.

Unsere Schachfreundin spielt noch immer in und für Würselen, ganz in der Nähe von Aachen. Aber sie steht bzw. sitzt auch für Solingen im Ring. Das 'Solinger Tagblatt' schreibt in seiner Internet-"Päsenz": "... holten die U-14-Mädchen der SG Solingen auch ohne ihre Spitzenspielerin Amina Sherif den Vizetitel. Das Quintett aus Julia Havenith, ..." Wir fassen zusammen:

Erstens spielt also "die Havenith" mit der, jawohl!, Kontinentalmeisterin Afrikas in einem Team. Cool. Zweitens spielt sie nicht (nur) für Würselen, sondern - bei Damen möglich und üblich - auch für Solingen, in der Frauen-Regionalliga 2013/2014 Gruppe Nordwest. Und drittens tut Julia Havenith das offenbar ebenso erfolgreich wie sie auch in der DSAM agiert, was ja leicht zu verstehen ist.

Die Stadt Würselen wurde natürlich früher als wir auf sie aufmerksam und ehrte das junge Mädchen: "Julia Havenith ... gewann als zehnjährige Schülerin die 'U14 Mittelrheinmeisterschaften' der Mädchen (zudem einen 4. Platz bei der NRW-Meisterschaft; außerdem war sie beteiligt am Erfolg der Schachmannschaft der Sebastinausschule - siehe Mannschaftsehrungen 2011).
http://www.wuerselen.de/wuerselen/cms/freizeit/ehrungen/sportlermatinee/2011.html

Schaut man mit ihrem Nachnamen ins Netz, ist man überrascht, dass die Familie im hoch-akademischen Bereich weltweit gut vernetzt ist: "Lawyer Julia Havenith ... Julia Havenith is a Attorney in Merrillville, IN", sagt uns eine Seite namens avvo.com, übrigens zusammen mit Julia Joy Havenith. Und an der Rhein/Ruhr (ja, wo denn nun?) Uni Bochum stoßen wir auf "Prof. Dr. Martina Havenith-Neven (Chemie und Biochemie)".

Glänzende Voraussetzungen also und auch ihr Verein ist ja eine echte Größe: Der SV Würselen ist auch durch die Nähe zur belgisch / niederländischen Region geradezu ein Magnet für Schachgiganten dieser Provenienz, so dass die 1.Mannschaft mit Würdenträgern aus diesem Bereich gespickt ist, angeführt von IM Hovhannisyan, Elo 25111. Der 1926 gegründete Club spielt in der äußerst starken NRW-Oberliga, da muss man schon gut besetzt sein – und Julia aus der der dritten "Herrenmannschaft" (heißt da wirklich so) drängt nach vorne! Dort kämpfen Papa Michael Havenith und die Tochter Julia sozusagen "Seit an Seit". Sie hat viermal gespielt und fünf Punkte erzielt (irgendein Willi war am Sonntag nicht aus dem Bett gekommen).

In der Jugendeinzel von NRW (2014 U16w:) lief's nicht ganz so glücklich für die 1999 geborene Würselerin. Zwar kam ein dritter Platz raus, aber vier aus sieben heben das Rating nur marginal, wenn überhaupt. "Schuld" war daran vielleicht auch die (ebenfalls in unserem karnevalistischen DSAM-Saal zu findende) Eva Maria Titgemeyer, die nämlich in der letzten Runde die Partie gegen Julia Havenith gewann. So ist das eben im Sport; es geht immer mal rauf und runter.
http://www.schachjugend-nrw.de/ergebnisdienst/turnier_player/turnier-102.html?snr=2

=>  Weiterhin viel Vergnügen an der DSAM! Alaaf!

Erste absurde Hochrechnung

Was war denn nun eigentlich los vor der vierten Runde? Konnte man schon etwas sagen oder doch zumindest sozusagen erste "hochgerechnete" Vermutungen anstellen? Auf seriöse Weise natürlich nicht. Aber wer redet hier denn von "seriös" ...? Karneval! Kamelle! Klar denken wir jetzt über "was wäre wenn" nach – wozu sind denn Tabellen sonst da?

In der Gruppe A hatte der Boris Prizker 100% gestemmt und war jetzt am Spitzenbrett richtig gefordert. Nicht nur, weil er gegen den starken Niels Christiansen (2,5 Punkte) anzutreten hatte, sondern auch, weil das Schicksal ihm dafür die schwarzen Steine zugeschustert hatte. Da muss man eben durch. Denis Mager und FC Köhler am Brett 2 mit je 2,5 Punkten werden das Ergebnis sicher aufmerksam zur Kenntnis nehmen.

Dieses oben erwähnte "Schicksal" übrigens ist neben dem entsprechenden Computer-Programm unser Pairing-Officer Frank Jäger - und der hätte dort heute fast nicht gesessen. Gestern meldete bei ihm die Gesundheit "Land unter" oder auch "Absturz", es schleichen ja geheimnisvoll-dämonische Viren umher. Und die packen einen, so fies schräg von hinten. Aber heute ging's wieder einigermaßen voran (behauptet er ...). Die Erkenntnis bleibt: Hier im Team gibt's nur Verrückte. Andere lägen längst zu Hause im Bett. Naja, es sind halt Schachspieler. Jecken.

In der Gruppe B sind zwei am ersten Brett zugange, die sich bisher weigerten, auch nur einen halben Punkt abzugeben. Ziemlich egoistisch, so was! Vielleicht ohne Geschwister aufgewachsen, nicht zu teilen gelernt, ... Schach ist nicht gerade eine Waldorf-Erziehung. Die beiden mit dem "volle Pulle Schach" sind jedenfalls Thomas Hirschinger, der da nun schon mal überhaupt nicht hingehört, weil er nämlich auf der Setzliste nur als Sechzehnter eingeplant war (müsst Ihr immer alles durcheinander bringen?) und mit Schwarz Jeremy Moeller, der schon in vorigen Turnieren sehr erfolgreich gewesen war. Allerdings:  J e d e r,  der an Brett zwei bis fünf spielt, hat in dieser Gruppe 2,5 Punkte, also nur einen halben weniger als die Jungs an der "Pool-Position". Da ist also noch alles drin.

In der Gruppe C sind es gleich vier Strategen, die mit 100% aufgelaufen sind. Alle vier haben wir nicht (regelgerecht) an Brett eins unterbringen können, also bilden Brett eins und zwei nun eine Brillant-Sitzgruppe. Vladimir Modric, Henrik Meyer, Detlef Roefe und - überraschend - unser an 27 gesetzte Schachfreund Hermann Enneking gehören dazu.

Unsere Fotografin Ingrid Schulz sagte es: "Ab dieser Gruppe beginnt die Frauenpower!" Und tatsächlich haben sich Sarah Hund (Brett 4, mit Weiß gegen Heinz Rummelshaus) und unerwartet die an 64 gesetzte Sandra Lobe (Brett 5, mit Schwarz gegen Markus Gräwe) mit je 2,5 Pkt. an Brett 4 und 5 gekämpft – und das ist vielleicht noch nicht das Ende des Weges in die richtige Richtung!

Frauenpower? Die geht in der D-Gruppe weiter und zwar an Brett 1! Der Tisch mit der Goldkante. Dort sitzt, nein, thront Eva Maria Titgemeyer. Das ist zwar nicht die Frau, die Liberty Valance (nicht) erschoss, aber es ist jene, die in der Schlusskurve der DJEM Julia Havenith besiegte, siehe Extra-Absatz. Das ist aber die junge Frau, die jetzt mit Weiß gegen Thilo Götze spielt – und warum? Weil beide bisher 100% geschossen haben. Klasse. Das gelang in dieser Gruppe auch Gerhard Späth, der jetzt versuchen wird, mit Schwarz Detlef Krüger zu besiegen. - Bleibt dran am Apparat, es ist verflixt spannend ...!

Und in der E-Gruppe, oder, um Vlasti Hort und Boris Becker zu zitieren, in der Äh-Gruppe, da versucht Julia Havenith mit Schwarz dem Jörg Schmidt entschlossen Paroli zu bieten, das Erreichte zu verteidigen (nimmt ihr aber keiner mehr weg) und es möglichst weit auszubauen. Die Lady ist die einzige in dieser Gruppe mit 100%, aber sieben weitere Spieler mit 2,5 sind nahe dran, darunter Rebecca "ebenfalls Frauenpower" Browning.

In der Gruppe F langt auch eine junge Dame so richtig zu. Es ist Nina Kunisch, die am ersten Brett sitzt (von der wir momentan noch nicht mehr wissen als dass sie an Nr.9 gesetzt war) und heuer mit 3,0 Punkten und mit Schwarz und mit Freude am Sport gegen Tobias Maurer antritt. ABER da sind noch mehr! Spieler mit 100%! Offen gesagt, weiß ich nicht, wie die das machen, aber "die Tabelle lügt nicht" (Huub Stevens) und so finden wir Ulas Annak, Hans Werbe und Marcel Böttcher ebenfalls mit dieser Zauberzahl in dieser Gruppe. Aber am Aschermittwoch, da ist alles vorbei ... bei uns sogar schon morgen, am Sonntag.

Rekorde und 22.222 Sensationen der DSAM

"Der Herr Hödtke", begann man mir zu erklären. Und dann stand schon wieder der Nächste da und wollte Dringendes wissen. Aber ich kam dann doch irgendwann dahinter, worum es gehen sollte. Reporter sind ja hartnäckig. Es ging um Gold. Inka, Fort Knox, Goldfinger ...

Jörn Hödtke vom Schachklub Baunatal spielt nämlich genau hier & heute sein fünfzigstes DSAM-Turnier!!! Nach alter Tradition, dagegen kann er sich ja gar nicht wehren, war das nun also der "Goldene Springer", der unserem Schachfreund vom strahlenden Schiedsrichter ans Revers geheftet wurde. Keine Bange, wir sind darin geübt, Verletzte waren noch nie zu beklagen.

Da hatten Matthias Niesel (anscheinend vereinslos – hey, der ist noch zu haben!) und Frank "Götterbote" Hermes (Wermelskirchen) also Glück, denn sie wurden ebenfalls mit einer solchen Nadel geehrt. Es war die Silber-Ausgabe, denn beide spielen ihr fünfundzwanzigstes Turnier. Es wurde erwogen, ob sie einfach zusammenlegen könnten, um den goldenen ... nein, ging nicht.

Wäre das mit dem Zusammenlegen möglich gewesen, hätten die acht Spieler, die für zehnmaliges Mitspielen den Bronze-Springer erhielten, einen aus ihrer Mitte auslosen müssen, der die Gold-Ausgabe durch den Karneval trüge und drei von ihnen hätten dann den bronzenen bekommen. Die restlichen fünf ... naja, irgendwas ist ja immer.

+ + +

Wolfgang Prüske ist der 22 222. Teilnehmer eines DSAM-Vorturniers.

Wolfgang Prüske

Es wird noch doller: Eine kuriose Zahl, die uns im Turnier begegnete und uns auch ein wenig stolz (auf Euch!) machte, ist diese:

Der 22.222 Vorturnier-Teilnehmer ist Wolfgang Prüske, der in der A-Klasse spielt! Der sonst für Hansa Dortmund Aktive hält sich in der Gruppe bisher noch (gewaltsam) zurück, aber man kennt das ja von den Westfalen; wenn sie erstmal ins Rollen kommen, hält die nichts mehr auf. Gar nichts mehr. Es rollt eben nur noch nicht.

Die eigentliche Sensation, die sich mit dieser kleinen Meldung verbindet, ist aber doch: Zweiundzwanzigtausendzweihundertzweiundzwanzig Spielerinnen / Spieler haben jetzt schon in den für das Finale qualifizierenden Vorturnieren der DSAM teilgenommen! Eine gewaltige Zahl.

Wir fragen den Sprit .. den Spiritus Rector (den geistigen Vater, unseren Herbergsvater und Turnierdirektor) Dr. Dirk "Dresden" Jordan: Hättest Du Dir so etwas jemals vorstellen können, als die DSAM begann und, sagen wir, im zweiten oder dritten Jahr war? Gab es viele, die "uns" eine damals eine längere und sogar so lange Zukunft prophezeiten?

DJ: "..."

Wir haben dann noch ein paarmal gefragt und auch fragen lassen (man weiß ja nie...), aber ihm war wohl einfach die Spucke weg geblieben. Kein Wunder!

Presseschau

Michael Kemper vom rührigen "Schachverein 1947 Dormagen" ermunterte seine Kollegen auf sehr nette Weise, an unserem kleinen Familienturnier teilzunehmen:

"Nicht sieben Zwerge, Geißlein oder Berge starten beim Ramada-Cup in Brühl, obwohl ja Karneval ist, sondern sieben Vereinsmitglieder wollen ihr Können bei diesem schönen Turnier zeigen. In den vergangenen Jahren hat es immer mindestens ein Vereinsmitglied bis ins Finale geschafft. Dies müssen übrigens nicht immer nur die “Favoriten” in ihrer jeweiligen Gruppe sein. Bei fünf Runden in drei Tagen ist immer einiges möglich.

Aber eine etwaige Teilnahme im Finale ist nicht das Wichtigste, sondern überhaupt in so kurzer Zeit fünf ernste Partien gegen in etwa gleich starke Spieler zu spielen, bringt jeden, der seine Partien danach analysiert, schachlich ein ganzes Stück weiter. Ich drücke allen Vereinsspielern, die teilnehmen, jedenfalls die Daumen und werde hoffentlich von einigen besonders positiven Eindrücken berichten können.
http://www.schach-dormagen.de/

Das hoffen wir auch und drücken die Daumen! Was Schachfreund Kemper betrifft, müsste in der Schlussrunde der C-Gruppe an den vorderen Brettern zwar schon sehr viel remisiert werden, damit er im Gewinnfall vom zwölften Brett aus mit Schwarz doch noch einen Qualifikationsplatz erkämpfen könnte, aber wer weiß? Noch ist der letzte Bauer nicht umgewandelt!

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Ein ausgesprochen lustiger Artikel unseres DSAM-Teilnehmers Thilo Götze ist dieser hier:
http://landesblog-nrw-braucht-das.de/wie-einst-boguljubov-schachturnier-in-bruehl/

Autor Götze ist auch in diesem Jahr wieder mit dabei und spielt in der Schluss-Runde mit 3,0 Pkt. an Brett 2 (!) der D-Gruppe mit Weiß gegen Fynn Janssen. Da sind nur noch zwei andere, die an Brett 1, die schon 4,0 Pkt. haben; in Sachen Final-Qualifikation ist also noch alles drin - das gilt allerdings ebenso für eine ganze Menge anderer Wettkämpfer.

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Eigentlich sah ich mich im Internet nach einigen Presse-Artikeln über das Turnier um. dabei ergab sich gelegentlich ein hübscher Rückblick auf schon hinter uns Liegendes:
http://www.ksta.deschachturnier-in-bruehl-duelle-der-generationen,15189176,26462804,view,asTicker.html
http://www.rundschau-online.de/rhein-erft/amateurmeisterschaften-bruehl-ist-das-mekka-fuer-schach-amateure,15185500,26423608.html

2011 gab es noch einen "11jährigen Schachspieler Tobias Niesel" - nunja, wir sehen heute alle älter aus.
http://www.ksta.de/region/schach-wenn-jungs-damen-schlagen,15189102,12563434.html

Die Enden der Parabel oder Das Spiel ist aus!

"10:28 Uhr, keine Staus, Sonnenschein in Brühl, zwei wichtige Ergebnisse ...", schneite als Meldung in unsere kleine Redaktionsstube herein. Ja, was ist denn hier los?? Gerade erst haben wir die kleinen Figuren mühsam in Reih und Glied aufgebaut ("schwarzer Springer – schwarzes Feld, ist doch richtig so?") und schon werden die wieder zusammengeschoben! Die Schnellkasse steht doch immer im abgetrennten Bereich. Egal. Es war ja auch verständlich und voraussagbar, weil nahe liegend. Schachspieler sind nun mal taktisch kühl kalkulierende Menschen. Eiskalt. Bis in die Fingerspitzen.

Am Spitzenbrett der Gruppe D endete die Partie Gerhard Späth - Eva Maria Titgemeyer so wie sie auch schon begonnen hatte, nämlich remis. Beide hatten bereits vier Punkte (Moment mal ... das sind ja 100%!!), jetzt hatten beide noch einen halben mehr. Alle anderen Spieler dieser Gruppe hatten maximal 3,0 Punkte, kamen jetzt also nicht mehr an die zwei beiden heran. Unklar blieb nur, wer die bessere Feinkörnung aufweisen würde, aber das rechnet einem nach Schluss der letzten Partie der Computer aus. Die Turnierleitung weiß es vorher jedenfalls auch nicht. - Gerhard Späth (DWZ / Elo 1593 und 1414, SC Burlafingen) war an 36 und Eva Maria Titgemeyer (DWZ / Elo 1568 und 1453, Aachener SV) an 40 gesetzt. Das machen wir nächstes Mal anders ...

Wer beim bunten Anblick der 1998 geborenen jungen Frau glaubte, dass sie ihre Haare nur zum Karneval im "Neon-Touch" trüge – falsch! Man blicke auf das Bild der Deutschen Schachjugend und erkennt: Sie zwingt einfach immer den Grauschleier des Alltags aus dem Saal, dort gerade in Turmalin-Blau-Grün. Wir finden das toll. Und unser oben geprägtes Wort der "Frauenpower" scheint sich ja auch in Eva Maria Titgemeyer zu erfüllen.
http://www.deutsche-schachjugend.de/2014/dem-u16w/spieler/22/

Julia Havenith

Julia Havenith

Und auch am Spitzenbrett der Gruppe E gab es ein schnelles Ergebnis. Julia Havenith besiegte Ralf Bramser. Damit hatte Julia als alleinige Spielerin der E-Gruppe 4,5 Punkte auf ihrem Konto.

Ralf Bramser spielt als Fünfter der Setzliste mit DWZ 1489 für "SSV Fortschritt Lichtenstein" – das ist doch mal ein pfiffiger Vereinsname in einer Fortschritts-Tabelle! Die von uns schon porträtierte Julia Havenith ist als Sechste der Setzliste mit DWZ 1483 ein wichtiger Teil des SV Würselen.

Weil Rebecca Browning ebenfalls so viel aufwies und einige der Spieler mit 3,0 Punkten, nämlich Maximilian Artz, Jörg Schmidt, Volker Drewski und Jewgeni Radovinski vielleicht ihre Partien gewinnen würden, also dann ebenfalls 4,0 Punkte hätten, war das Spitzen-Remis eine durchaus mutige Entscheidung.

Einem großen Meister vergangener Tage, David Janowski, hätte das gefallen. Der war berühmt dafür, seine Turniergewinne umgehend in der örtlichen Spielbank, am liebsten in Wiesbaden und vor allem Monte Carlo, wieder zu re-investieren, deshalb (und auch wegen seines Angriffs-Stils) heißt das bekannteste Buch über ihn "Va banque".

Rebecca Browning spielt für "Märkischer Springer Halver-Schalksmühle e.V.". Ich wollte diesen Namen nur einmal im Leben voll ausschreiben ... "Märkisch" ist nicht immer mit der Mark Brandenburg verbunden, denn Schalksmühle liegt im Nordwesten des Sauerlandes, also in Nordrhein-Westfalen. Im Club unserer 2001 geborenen Schachfreundin ist Sebastian Siebrecht, Großmeister in Essen / Katernberg, die (passive) Nummer Eins.

Und weiter ging's gegen zwölf Uhr mit den Wasserstandsmeldungen. In der F-Gruppe war an Brett 2 remisiert worden und das war die Partie Marcel Böttcher gegen Jonas Gallasch, womit beide 4,0 Punkte hatten. Die hatte Hans Werbe am Spitzenbrett aber sowieso schon (100%!!) und stand in seiner Weiß-Partie gegen Tobias Maurer (3,5 Punkte) nach "Kiebitz-Meinung per Flur-Funk" schlechter. Hans Werbe vom Doppelbauer Kiel wurde 1936 geboren und war damit der fünftälteste Teilnehmer des gesamten Brühler Turniers. Seine Partien endeten wohl nie vorzeitig; das Resultat der letzten Runde wurde bei ihm jedenfalls erst nach dreieinhalb Stunden besiegelt. Man kann also durchaus mit viel gesundem Ehrgeiz auch in seinem Alter noch derlei Anstrengungen absolvieren und wird durch den Spaß am Schach dafür belohnt.

"Nina Kunisch hat gewonnen." Aha! Wir sind also noch immer in der F-Gruppe und Nina "Frauenpower" Kunisch hatte es an Brett 3 mit Roland Jorke zu tun, genauer gesagt: Mit dessen Schachfiguren. "I Play Against Pieces" (Batsford, London 2003 ), betitelte der weltweit angesehene Weltklasse-Großmeister Svetozar Gligoric seine Autobiographie und meinte damit, man versucht nur, die Schachfiguren zu bekämpfen, nicht aber den Menschen, den Schach-Partner, der zu achten und zu respektieren sei. Na, machen wir ja ...

Boris Prizker

Boris Prizker

Und nun plötzlich ein Ergebnis der A-Gruppe. Anderswo sind in dieser Art der "Diamant-Gruppe" die Stühle anders bezogen, der Kaffee wird am Brett serviert, das Ganze findet sich in behagliches Licht getaucht, ... Bei uns sind aber alle gleich. Spieler der E- oder C-Gruppe werden mit der gleichen warmen Aufmerksamkeit bedacht wie eben jetzt der Sieger der A-Gruppe, nämlich Boris Prizker. Er hatte mit seinem Sieg gegen Christian Busch "alles klar" gemacht, nämlich 4,5 Punkte kontiert, während die Partien an den Nebenbrettern zwischen Martin Molinaroli und Denis Mager bzw. Christian Friedrich Köhler gegen FM Niels Christensen liefen. Diese vier hatten jeweils 3,0 Punkte, hätten also bei günstigem Verlauf noch Erster werden können. Jetzt aber lief eben das Rennen "um die Plätze" und das heißt: Um die Qualifikation für das DSAM-Finale. Und dieser Molinaroli ... hatten wir denn nach seiner Niederlage in der 1. Runde nicht noch geschrieben, dass damit noch lange nicht die Messe gelesen sei? Und jetzt in der Schlussrunde am zweiten Brett! Schach ist eben die einzig wahre Kampfsportart.

Wer ein wenig stutzt (muss nicht unbedingt am Alter liegen) und sagt "Prizker, Prizker, hmm ... kenne ich doch irgendwoher ...", der meint vielleicht Angelique Prizker, die ebenfalls im SK Schwelch (Bezirk Trier) spielt und mit rund 800 Rating-Punkten weniger als Boris im Jahr 2013 (und 2008) ebenfalls bei der DSAM aktiv war. Gut, das ist ein kleiner Abstand, aber auch der längste Weg beginnt mit einem Schritt.

Nebenher erreichten uns zwei Meldungen von außerhalb unseres Turniersaals, die aber die Teilnehmer hoffnungsfroh stimmen könnten: Vincent Keymer hatte beim parallel stattfindenden Pfalz-Open erst gegen Dennis Wagner remisiert und in der 3. Runde gegen den russischen Großmeister Alexander Karpatschew gewonnen. Der kleine Vincent ist 10 Jahre "alt". Und bei der Deutschen Frauen-Meisterschaft siegte per Feinwertung Zoya Schleining vor Marta Michna – Letztere ist einigen DSAM-Spielern persönlich bekannt, weil sie netterweise zu dem Teil der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gehörte, die am Rand einiger DSAM-Turniere "simultanisierten". - Zurück in unseren Spielsaal ...

Und von dort wurde Sensationelles gemeldet, denn in der C-Gruppe gelang dem an 27 gesetzten Hermann Enneking (DWZ 1804, Elo 1844, Osnabrück) ein Weiß-Sieg gegen Vladimir Modric (DWZ 1846, Elo 1888, König Nied, gesetzt auf Rang 8) und damit mit 5,0 Punkten = 100% ein glatter Durchmarsch!

In der E-Gruppe gab es an Brett 2 ein Remis, nämlich "bei Rebecca Browning gegen den kleinen Maximilian Artz", wie es hieß. Nahezu zeitgleich endeten die Partien Volker Drewski gegen Jörg Schmidt und Torsten Ellinger gegen Jewgeni Radovinski ebefalls remis, so dass nun mit Bramser, Havenith und Browning drei Teilnehmer vier Punkte aufwiesen und mit Artz, Drewski, Schmidt und Radovinski mindestens vier Spieler das Turnier mit 3,5 Punkten abschlossen; weitere aus dem Bereich der Teilnehmer mit 2,5 Punkten waren möglich. - Die Ereignisse verdichteten sich nun.

Jeremy Moeller

Jeremy Moeller

In der B-Gruppe sahen die Fans von Jeremy Moeller sein Remis am Spitzenbrett gegen Dr. Philip Heuser. Meister Moeller hatte damit tolle 4,5 Punkte, aber war er damit "durch"? Wolfgang Weiler konnte im Gewinnfall auf dieselbe Punktzahl kommen und was dann die Feinwertung ergeben würde, ist kaum abzuschätzen bzw. zu berechnen, wenn noch viele Partien laufen. Und er siegte! Damit hatten wir nun zwei Spieler der zweithöchsten Klasse, die das Turnier mit großartigen 90% abschlossen und waren auf die Feinwertung gespannt.

Zwischen aller Aufregung an den Brettern sahen wir Thomas Moseler vom SK Lister Turm aus der D-Gruppe im Foyer mit einem Kind spielen. Er hatte heute Geburtstag! Sein Schachpartner hatte es, vielleicht karnevalsbedingt, heute nicht ans Brett geschafft und so war der Hannoveraner sozusagen schacharbeitslos.

Die beiden hatten sich nun abseits der Partien entschlossen, zusammen das kleine Geburtstagsgeschenk des DSAM-Teams auszuprobieren und spielten 'Chess More Than A Game'.  "Ich bin ganz überrascht", sagte Thomas Moseler, "das Spiel ist pädagogisch wertvoll". Das war seine nette Aktion ganz gewiss auch. Es sind die kleinen Begebenheiten, die einen Tag heller werden lassen.

Und am Ende der Durch- und Überblick. Der Kenner (und wer wäre das nicht?) weiß, dass bei Punktgleichheit die Feinwertung nach Buchholz und noch feiner nach Sonneborn-Berger herangezogen wird und am Ende die Münze (quer durch den Saal) geworfen wird. Das haben wir neben die daraus resultierende Staffelung nicht extra notiert, um dem Leser (und Schreiber, ich geb's ja zu) den Überblick zu wahren.

Gruppe A

Für das Finale haben sich die folgenden Spieler in Reihenfolge ihrer Tabellenstände qualifiziert:
Prizker, Boris (4,5)
Denis Mager (4,0)
Niels Christensen (3,5)
Markus Balduan (3,5)
Christian Busch (3,0)
und als Siebter Markus Reinke (3,0), denn Denis Mager hatte sich bereits in einem vorigen Turnier qualifiziert.

Gruppe B

Jeremy Moeller (4,5)
Wolfgang Weiler (4,5)
Marius Gramb (4,0) (Brühler Schachklub, bester regionaler Spieler)
Dr. Philip Heuser (4,0)
Schiffer, Stefan (4,0)
Drose, Daniela (4,0) (beste weibliche Teilnehmerin!)
und als Siebter Ludwig Czech (3,5), denn Dr. Philip Heuser hatte sich bereits in einem vorigen Turnier qualifiziert.

Gruppe C

Hermann Enneking (5,0) !!
Vladimir Modric (4,0)
Detlef Roefe (4,0) und komplett wertungsgleich
Henrik Meyer
Gerd Densing (4,0)
Sarah Hund (4,0) (beste weibliche Teilnehmerin dieser Gruppe)
und als Siebter Achim Bosma (4,0), denn Henrik Meyer & Gerd Densing hatten sich bereits in einem vorigen Turnier qualifiziert.
und als Achter Klaus Miller (4,0), denn Henrik Meyer & Gerd Densing hatten sich bereits in einem vorigen Turnier qualifiziert.

Gruppe D

Gerhard Späth (4,0)
Eva Maria Titgemeyer (4,0) (beste weibliche Teilnehmerin dieser Gruppe)
Frank Erdmann (3,5)
Klaus Künitz (3,5)
Roland Will (3,0)
Thilo Götze (3,0)
und als Siebter Dominik Finke (3,0), denn Gerhard Späth hatte sich bereits in einem vorigen Turnier qualifiziert.

Gruppe E

Julia Havenith (4,5) (beste weibliche Teilnehmerin dieser Gruppe)
Radovinski, Jewgeni (4,0)
Schmidt, Jörg (4,0)
Browning, Rebecca (4,0)
Köllner, Ruben Gideon (3,5)
Bramser, Ralf (3,5)
und als Siebter Maximilian Artz (3,5), denn Ruben Gideon Köllner hatte sich bereits in einem vorigen Turnier qualifiziert.

Gruppe F

Tobias Maurer (4,5)
Nina Kunisch (4,5) (beste weibliche Teilnehmerin dieser Gruppe)
Ulas Annak (4,0)
Hans Werbe (4,0)
Jonas Gallasch (4,0)
Herbert Kaes (4,0)
und als Siebter Sumit Bhattacharyya (4,0), denn Hans Werbe hatte sich bereits in einem vorigen Turnier qualifiziert.

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