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Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA Cup 6³   2013/2014

Qualifikationsturnier Hamburg

3. bis 5. Januar 2014

Turnierinformationen:

Rangliste:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E · Gruppe F

Teilnehmer:

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RAMADA Hotel Hamburg-Bergedorf

Ralf Mulde berichtet über das DSAM-Turnier in Hamburg

Eröffnung

"Freitag, 3. Januar, 10:00 Uhr, hier ist Bergedorf! - Willkommen zurrrr Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft!!!" Diese kleine Anlehnung an Dieter Thomas Hecks Anmoderation der ZDF Hitparade (... hier ist Berlin ... dazu muss man sich seine Stentorstimme denken) weist uns ein: Hier in Hamburg am Brett ging die Sylvesterparty ungebrochen weiter!

39 Spielerinnen und 476 Spieler sind 515 Teilnehmer. Und die strömten hier zum vierten Turnier der laufenden, dreizehnten Serie der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM an die Bretter und überfluteten so geradezu die beiden Turniersäle! Die stellvertretende Bezirksamtsleiterin Angela Braasch-Eggert war schwer begeistert über die ″logistische Meisterleistung des Schachbundes und des RAMADA-Hotels″, die vielfältigen Wünsche all dieser vielen Menschen so schnell und doch so freundlich erfüllen zu können. Das Turnier ist als erste Sportveranstaltung des Jahres in Bergedorf ″ein wunderbarer Start ins Jahr″.

stv. Bezirksamtsleiterin Angela Braasch-Eggert (links) und stv. Hotelleiterin Claudia Jocksch

Die stellvertretende Hotelleiterin Claudia Jocksch war über dieses Lob sichtlich erfreut und nahm die Gelegenheit wahr, die Mittagspause heute um 12:30 Uhr und morgen um 11:30 Uhr anzukündigen. Außerdem gibt es köstliche Brötchen, leckeren Kuchen und diverse Getränke zu wirklich fairen Preisen. Genau dafür haben die Spieler eine Handvoll Verzehr-Gutscheine erhalten, die dann sozusagen an der umsichtig und mit spürbarer Fachkenntnis geführten Bar von Herrn Boje abgegessen werden können und sollen. Die Bons können außer für die Tiefgarage wohl überall im Haus genutzt werden.

Michael Woltmann als stellvertretender Präsident des DSB wünschte allen im Saal ein frohes neues Jahr und überbrachte die Grüße des Deutschen Schachbundes, für den dieses und das Vorjahr eine Phase des Umbruchs sei. ″Viele Dinge sind auf einem guten Weg″, befand er. Das Breitenschach sei jedenfalls keine der Baustellen des DSB, denn ″diese Veranstaltung ist einer der Teile, die richtig gut funktionieren.″

Professor Doktor Perygrin Warneke, Erster Vorsitzender des Hamburger Schachverbandes, wies launig darauf hin, dass ″hier beim Schach jeder mit Damen spielen darf, ohne zu Hause Ärger zu kriegen.″ Er dankte dem unentgeltlich tätigen Organisations-Team der DSAM und besonders den vielen Helfern vom SC Bille. ″Ehrenamt macht Freude!″ donnerte er ins Mikrophon und wer ihn sah und hörte, glaubte das sofort. ″Übernehmen auch Sie ein Ehrenamt, engagieren Sie sich, sprechen Sie Ihren Vorsitzenden im Verein, Ihren Verband oder auch mich an!″ Die ermunterten Teilnehmer werden sich seine Worte hoffentlich zu Herzen nehmen und vor allem in die Tat umsetzen. Gute Vorsätze sind prima, tatsächlich anpacken ist besser.

Und in der Tat haben die Helfer vom SC Bille mehr als 8.000 Figuren aufgebaut, Bretter eingesetzt, Stühle und Tische zurechtgeschoben! Sprecher dieser Helferschar ist der Ehrenvorsitzende des Vereins, Siegfried Wölk, der einige muntere Worte an die Spieler richtete und mit seinem entschlossenen Handeln direkt an die Worte über das Ehrenamt anschloss.

Und trotz dieser vielen Redner gelang es wie jedes Jahr, um 10:30 Uhr die Paarungen bekannt zu geben; das ist eben auch bei 515 Spielern möglich. Die E-Gruppe spielt im ehemaligen Großmeister-Saal des Hamburger Schachbundes, im Raum ″Vierlanden″, alle anderen erzeugen im Großen Saal echte Turnieratmosphäre. Unter den 515 befindet sich mit dem 2007 geborenen Max Pick (Schachklub Kerpen 64, Gruppe E) der jüngste und mit Heinrich Börner (Gruppe D, SV Bad Bevensen) der älteste  Teilnehmer. Ob jung, ob alt, ob Mädchen oder Junge, wir wünschen allen viel Spaß und tolle Partien!

A Star is Born

Geburtstagskind Dr. Jürgen Schreiner

Dr. Jürgen Schreiner

Es gibt den Jürgen Schach, der ist Schreiner in Rottenbach am Neckar. Wer also einmal einen neuen Tisch braucht – hier wäre es möglich. Und es gibt einen, der heute Geburtstag hat, das ist der Dr. Jürgen Schreiner und der spielt Schach, nämlich bei Grün Weiß Wismar.

Unlängst gelang dem Allgemeinmediziner ein dritter Platz der C-Gruppe in der 10. Offenen Wismarer Stadtmeisterschaft. Unser 1937 geborener Schachfreund wurde im Turniersaal unter dem üblichen frenetischen Applaus bejubelt. Herzlichen Glückwunsch, mögen unserem Wismarer noch viele gute Ideen am Brett gelingen!

Wir alle sind Teil von Traditionen

Rechtes gegen Linkes Alsterufer, das hat jeder Schachspieler "zwischen Hamburg und Tahiti" schon mal gehört. Dieses weltweit wohl einmalige Schülerturnier hat seit 1958 eine unglaubliche Tradition, "bei dem Schüler-Mannschaften (je 8 Schüler) von Hamburger Schulen sowie Schulen aus dem Hamburger Umland für ihr jeweiliges Alsterufer (von der Quelle aus gesehen) antreten und um den großen Wanderpokal spielen." Der nächste Showdown findet am 18. Feb. 2014 statt.

Äh, Moment mal ... Von der Quelle aus gesehen? Das erinnert ja schon fast an die (immerhin fünf Jahrtausende andauernde) Suche nach den Quellen des Nil! Fachkundige sind also gesucht. Wo ist das Wasser? Und in welche Richtung fließt es? Und wo befinden wir uns jetzt? Unsere Karte auf der DSAM-Seite ist für dieses Problem nur in erster Näherung ein gut brauchbarer Wegweiser, wenn wir entscheiden wollen, ob Bergedorf nun eigentlich am rechten oder linken Alsterufer liege.

Klar ist: Unser Turniersaal liegt zwischen Reinbek und Lohbrügge. Ein Stück weiter nordwestlich liegt Bille ("und seitab liegt die Stadt", Storm). Die DSAM spielt in Hamburg-Bergedorf also eindeutig östlich des Alsterufers. Weil in Europa (Ausnahme: Russland) alle Flüsse in Richtung Meer fließen, ist aber klar: die DSAM vertritt das rechte Alsterufer. "Das Linke Alsterufer konnte das Turnier bereits insgesamt 35-mal, das Rechte Alsterufer 17-mal gewinnen."

Grrrr ... Naja, irgendwas ist ja immer ... Egal, wo Ihr wohnt, wo Eure Schule steht oder sich Euer Schachverein befindet: Viel Spaß beim dreiundfünzigsten Vergleichskampf über alle Ufer der Alster hinweg!

Meisterpartie & Schönheitspreis

″So schien es auch mir verstattet, hier die Figuren noch einmal aufzustellen und die berühmte Meisterpartie (...) mit allen ihren überraschenden und ihren Fehlzügen Zug um Zug noch einmal durchzuspielen.″

Es wäre vielleicht eine hübsche Rätselfrage an den Leser, welcher Schachspieler hier zu uns seine Stimme erhebt, aber wir wollen Euch nicht neben den schweren Partien überfordern: Es ist Stefan Zweig im einleitenden Kapitel des Amerigo (1944), also gerade nicht in der bekannten Schachnovelle (Buenos Aires, 1942).

Selbstverständlich muss es unter gut 250 Partien pro Runde mindestens ein Meisterwerk gegeben haben, ″eine Partie aus einem Guss″ (Aljechin) oder eben einen Start-Ziel-Sieg. Ob das nun in der F-Gruppe oder A-Gruppe oder irgendwo dazwischen war, ist schwer zu ermitteln. Ein Wettbewerb zum Schönheitspreis könnte Abhilfe schaffen, aber wer vom Turnierpersonal könnte diese vielen Partien (bei oftmals schwer lesbarer Schrift) nachspielen und sogar noch während des Turniers bewerten?

Was aber jeder gesehen hat: In der DSAM wird an allen Brettern vom ersten Zug an auf Gewinn gespielt. Das hängt natürlich damit zusammen, dass man in einem so kurzen, nur fünfrundigem Turnier die Remisen zumeist erst am Ende einstreut. Im Fußball gibt es anscheinend eine "Abtastphase" (kennt man sonst eher von der Kontrolle im Flughafen), aber im viel härteren DSAM-Schach geht's immer sofort los!

Das Glück auf dem Rücken der Pferde

Darf ein Texter der DSAM irgendwelche Vorlieben haben, etwa Vereinen gegenüber? Und darüber dann auch noch schreiben? Tja, wer weiß ... Gut begründet wäre das eigentlich schon, denn "TuRa Harksheide von 1945 Norderstedt″ ist ein Verein mit einem wirklich überdurchschnittlich hohen Mädchenanteil. Und dass es so erfreulich viele Mädels sind, hat wiederum - dem Vernehmen nach - auch mit dem Projekt "Schach auf dem Reiterhof" zu tun.

Unvergessen ist die Leistung der Handballerin der Hamburger Landesauswahl Annika Polert, die 2011 in der C-Gruppe der DSAM sozusagen gleich eine ganze Menge Tore erzielte, damit ganz gelassen Erste wurde und, der geneigte Leser ahnt es schon, natürlich den Harksheidern angehört.

Luisa Janke in der F-Gruppe hat eine vierstellige DWZ von 1271 und war, vielleicht gestählt auf dem Rücken der Pferde, in unserem Turnier in den ersten beiden Runden mit voller Punktzahl erfolgreich. Auch sie spielt für Harksheide. In der dritten Runde am Sonnabendvormittag hatte sie mit den schwarzen Steinen eine schwierige Verteidigung zu führen, aber am Ende gelang es dann doch: Ein voller toller Punkte wurde eingefahren. Da waren es also schon drei.

Emily Rosmait von der TuRa Harksheide ist die augenblickliche – vielleicht wortwörtlich – Vorreiterin dieser ausgesprochen sympathischen und spielstarken Mädchenbande. In der C-Gruppe gelangen ihr zum Auftakt starke 1,5 Punkte aus den ersten beiden Runden und das Ende ist trotz der darauf folgenden Niederlage in der dritten Runde noch nicht absehbar.

Frühstückspause

Max Pick

Max Pick

Manch einer hatte sein Frühstücksbrötchen noch gar nicht ganz verzehrt, da war doch schon die eine oder andere Partie entschieden – und zwar nicht etwa mit ″machen wir mal remis″, sondern mit einer durchaus ansehnlichen Partie von 19 Zügen. ″Der Junge kann zwar noch nicht schreiben, aber dafür Schach spielen″, hörte man auf den Fluren.

Der kleine Max Pick hatte gerade seine Partie gewonnen. Seine ihn begleitende Mutter ließ das Brett nur kurz für die besagte Frühstückspause aus den Augen und schon war's passiert. Es geschah sozusagen am hellichten Tage. Im Analyseraum spulte Max dann die nicht mitgeschriebene Partie herunter, um sie nun eben doch schriftlich fixieren zu lassen.

Das alles liegt daran, dass der Lütsche noch so jung ist, dass er noch nicht zur Schule geht und also auch noch nicht schreiben kann. Merken konnte er sich die ganze Sache aber und so verhielt es sich wie mit jenen uralten Geschichtenerzählern biblischer Zeiten, die sich eben auch das Gehörte oder Gesehene so lange merken mussten, bis sie jemanden trafen, dem sie die Geschichte gleichsam in die Feder diktieren konnten.

Ausschlüsse

Während des Turniers ist es erstmals zu zwei Ausschlüssen von Spielern gekommen, die in grob unsportlicher bzw. beleidigender Weise auftraten. Das ist ganz außerordentlich bedauerlich, aber nur auf diese Weise konnten die Belange der über fünfhundert fairen und pünktlichen Spieler gewahrt werden.

Z W A N Z I G T A U S E N D !!!

In der DSAM ist mit Artur Reuber vom FC St.Pauli der zwanzigtausendste Teilnehmer dieser Turnierserie geehrt worden! Unter den Klängen der Einmarschmusik ″Conquest of Paradise″ (Vangelis, 1992) geleiteten die Schiedsrichter des Turniers unseren Schachfreund aus der Mitte des Saals zur Bühne, dabei mit auf Stangen befestigten Ziffern eine 20.000 bildend. Alle waren gespannt, was mag nun passieren? Der ″Triumphmarsch″ aus Aida (Verdi, 1874) bildete den Klangteppich, auf dem Bankett Operation Manager Boje eine wunderbar gefertigte Torte mit Schachmotiven und sprühenden Wunderkerzen hereintrug. Der Applaus der fünfhundert Spieler und des Turnierpersonals, die Musik, die Atmosphäre, das alles ließ diese Ehrung zu einem besonderen Moment werden.

20.000 Teilnehmer bei der DSAM!

Der zwanzigtausendste Teilnehmer wurde korrekt nach dem zeitlichen Eingang der Anmeldungen ermittelt und es traf durch Zufall genau den Richtigen: Unser Schachfreund hat mit 16 Jahren in der ersten Saison der DSAM in der E-Gruppe angefangen (die F-Gruppe gab es damals noch nicht) und spielte sich zwischen 2001 und heute in elf Turnieren durch alle Gruppen, um jetzt am dritten Brett der A-Gruppe kämpfen zu können. Zu Beginn war Artur Reuber noch bei den bekannten Schachelschweinen und verstärkt jetzt mit seiner auf  2126 DWZ angewachsenen Spielstärke den FC St. Pauli.

Innerhalb von 13 Jahren 20.000 Spieler, inzwischen ″normale″ Turniere mit gut 300 Teilnehmern, zahlreiche Berichte im Fernsehen, ständig in der Tageszeitung ... Das alles begleitet dieses Turnier nun schon fast selbstverständlich und ist kennzeichnend für den Aufschwung des Schachs in Deutschland, womit den Vereinen geholfen wird.  Wir freuen uns sehr – und bedanken uns bei jedem der zwanzigtausend.

Jubel über die Jubilare

Insgesamt acht Schachfreunden konnte das DSAM-Team eine Freude machen, indem jeder von ihnen ein Abzeichen mit dem Springer-Logo unserer Veranstaltung erhielt.

Für zehnmalige Teilnahme wurden Roland Pachurka (SC Marne, E-Gruppe), Karl-Heinz Schaub (TSV Marienfelde, D-Gruppe), Viktor Lochmann (Fischbek Suederelbe, C-Gruppe), Dietrich Schulz (Sieker Bielefeld, C-Gruppe), Oliver Kiesewetter (Hannover 96, C-Gruppe), Michael Domnick (TV Witzhelden, C-Gruppe) und Thomas Bertram (SF Bad Lausick, C-Gruppe ) jeweils mit einem ″Bronzenen Springer″ geehrt. Auf sogar fünfundzwanzig Teilnahmen brachte es Ralf Schöngart (SF Buxtehude, B-Gruppe), der sich über einen ″Silbernen Springer″ freuen konnte.

Vor der Zielgeraden

RAMADA Hotel Hamburg-Bergedorf

Bei einem solch großen Turnier Zwischenstände erfassen zu wollen und dem bis dahin noch geneigten Leser unterbreiten zu wollen, ist als sinnlos erkannt worden. Erst recht wären die auf den Ergebnissen nach Runde 4 fußenden Mutmaßungen über den Sieger, ob nun Jakob oder Klaus-Rüdiger, dem Bereich der Wahrsagerei zuzuordnen. Schachspieler aber sind ja durchweg rationale Menschen ... sind wir doch, oder?

Aber einiges andere kann man schon sagen. Das gesamte Team des RAMADA-Hotels in Bergedorf hat sich richtig viel Mühe gegeben, diesen Bienenschwarm von über fünfhundert Schachspielern gut zu umsorgen. Weil gerade die Denksportler ein gelegentlich recht individuelles Verhalten an den Tag legen, kann man den tollen Service erst recht nur staunend loben. Die Verpflegung war richtig gut, das erstklassige Personal war aufmerksam und immer da, wenn man jemanden brauchte oder auch nur zu brauchen drohte, die Preise waren angemessen, Platz war überall ausreichend vorhanden, und wenn es doch einmal eng geworden sein sollte, wurde rasch nach Abhilfe gesucht – und sie zumeist auch gefunden.

Wir haben eine wunderschöne kleine ″Zwanzigtausend-Feier″ erlebt, in der sich das Turnierpersonal gänzlich unvermutet als echte Improvisations-Talente und Entertainer-Truppe entpuppte, die auch in Las Vegas auftreten könnte; was nicht heißen soll, dass wir die ″Men in Black″ nun in die Wüste schicken wollen. Tanz- und Gesangs-Einlagen sollen ins Auge gefasst worden sein, wurden aber zum Schutz der Spieler rasch wieder verworfen. Wie dem auch sei: Wir hatten ein großartiges Publikum, ohne Euch wäre es nicht möglich gewesen.

Rund 1.250 Partien sind in diesen nur drei Tagen gespielt worden. Nicht jede war ausgekämpft (″... bisschen müde ... Remis?″ - ″Naja, kann man ja mal machen ,,,″), aber es waren auch Seeschlangen dabei, hochinteressante Endspiele, brilliante Kombinationen (einige davon klappten sogar) und gewagte Neuerungen, bei denen man gelegentlich einen weißen König auf f2 oder g3 auftauchen sah, bevor der Rest seiner Mannschaft auch nur daran denken konnte, entwickelt zu werden.

Zwei interessante Persönlichkeiten finden wir zum Beispiel in der A-Gruppe. Die Brüder Krause brachten es nach der vierten Runde auf jeweils drei Punkte und schoben sich so nahezu im Gleichschritt ganz nach vorne. Es gab zu dem Zeitpunkt nämlich nur einen Spieler mit 3,5 Punkten, nämlich Emil Powierski vom Elmshorner SC (Elo 2244), der damit gute Chancen hatte, Erster zu werden. Benedict Krause (2109, ebenso wie sein Bruder Jonah beim SV Bargteheide aktiv) hatte es an Brett 2 mit Andreas Basilius Gikas zu tun. Weiße Steine, gut geschlafen, das konnte was werden. Jonah Krause (2109) hatte ebenfalls Weiß und spielte ″gleich achteran″ an  Brett 4 mit Giso Jahncke. Der wiederum war der erste Spieler mit 2,5 Punkten.

Es gab in dieser Runde einen Schach-Athleten mit 3,5 Zählern und sechs Wettkämpfer mit 3,0 Punkten. Einen Hundertprozenter gab es also nicht mehr. Weil an diesen ersten vier Brettern wohl nicht alle Partien remis enden würden, hätten die Verlierer also weiter 3,0 Punkte. Folglich könnten mehrere Spieler aus dem Feld derer mit 2,5 Punkten auf einen der begehrten Qualifikationsplätze 1-6 aufschließen. Das war die Situation knapp nach dem Frühstück am Sonntag. Wie es dann tatsächlich beim Mittagessen bzw. bei der Ehrung der Sieger aussah ... man lese den Bericht dazu.

Zurück zu Krauses! Die Stadt Bargteheide ehrte 2011 ihre besten Sportler und neben Triathleten waren auch die Schachathleten Krause mit dabei, nämlich Benedict und Jonah. Bei der Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaft 2012 in der U16 gelang  Benedict Krause (Jahrgang 1997) der vierte Platz, einen halben Punkt und zwei Plätze vor dem oben erwähnten Emil Powierski, der ebenfalls ein Schleswig-Holsteiner ist. Benedict spielte auch wieder bei der Deutschen Jugend-Einzelmeisterschaft 2013 in der U16 mit und wurde Zwölfter, diesmal also weder überragend noch grottenschlecht und auch ungefähr der Setzliste entsprechend. Auf seinem Weg ergaben sich einige Partien mit anderen Fachkräften der DSAM, so Jonas Lampert, Lev Yankelevich und Tim Niklas Bingert.

Knapp vor dem Jahreswechsel erspielte sich Benedict beim 30. Internationalen Travemünder Open 2013 flotte 4½ aus 7. Das reicht zwar nicht so ganz für die fette Beute, ist aber schachlich ein schöner Erfolg in diesem vorerst vielleicht letzten Open an der Trave. Unser Mann hastet also zwischen Trave und Alster an alle erreichbaren Bretter und genau das sind die Spieler, die das deutsche Schach braucht.

In der ohnedies zur Lektüre empfohlenen Schachecke des Lübecker SV findet sich eine Partie von Jonah Krause: Angucken!

Jonah Krause (Elo 2069) erzielte beim Kieler Open 2012 sehr schöne 5½ aus 9 und wurde in der U18 Jugendmeister seines Landesverbandes. Nicht nur nebenbei vertritt der begabte Blitzspieler seinen Verein zusammen mit seinem Bruder in der Jugendbundesliga.

Wir freuen uns, die beiden Brüder hier im Turnier der DSAM spielen zu sehen und wünschen ihnen - ebenso allerdings wie jedem anderem – viel Erfolg und vor allem viel Spaß!

Jacob von Estorff

Jacob von Estorff

Donato Gutschenreiter

Donato Gutschenreiter

Jacob von Estorff fiel uns auf, als wir so durch den Turniersaal schlenderten, ein ernsthaft ans Spiel gehender Junge, der momentan in der E-Gruppe seine Kreise zieht. Unser junger Schachfreund aus Uelzen ist noch in der U12 aktiv, hat aktuell eine DWZ von 1393 und spielt für sein Alter schon eine ganze Menge ausgewertete Turniere. Niemand weiß, wohin ihn der schachliche Weg einmal führen wird – wir wünschen jedenfalls das Allerbeste. In der E-Gruppe der DSAM jedenfalls sah es so aus, als ob er sich für das Finale qualifizieren könne.

Donato Gutschenreiter (DWZ 1181, Flensburger SK) fiel uns in der F-Gruppe nicht nur wegen seines in Deutschland ungewöhnlichen Vornamens auf, sondern weil er ungewöhnlich konzentriert zur Sache geht – bekanntlich ist das die erste Grundlage zum Erfolg im Schach. Aktuell führte ihn das in der letzten Runde zunächst ″nur″ an das zwölfte Brett der F-Gruppe, aber mit 2,5 Punkten war durchaus noch bei günstigem Verlauf eine Final-Quali möglich.

Sechs haben gewonnen - überall!

EWG war knapp nach Erfindung des Fernsehens eine Erfolgssendung von Hans-Joachim Kulenkampff, des Bremer Showmasters mit Grandezza: ″Einer wird gewinnen″, hieß das in Langform. Bei ABBA so ähnlich: ″The winner takes it all!″ Bei der DSAM ist alles viel besser: Der Showmaster und auch, dass hier nicht nur einer gewinnt, denn wir haben sechs Sieger in jeder der sechs Gruppen!

Und es ist wunderbar, dass die Spieler verstanden haben, dass eine Siegerehrung eben nicht dazu dient, das abzuholen, was man gewonnen hat, sondern eine Siegerehrung dient dazu, dass die Spieler in ihrer Gesamtheit diejenigen aus ihrer Mitte ehren, die sich an genau diesem Wochenende als die Besten in ihren Reihen erwiesen haben.  Da wird dann geklatscht, gefeiert, sich für den anderen über den schwer errungenen Erfolg gefreut und insgesamt ein fairer, würdiger Rahmen gebildet. Und alles das ist der Grund, warum absolut niemandem vor Beginn der Ehrung per Zettel, per Internet, mündlich oder wie auch immer die Endplatzierung mitgeteilt wird, was sogar für die örtlichen Tageszeitungen gilt. Es ist großartig, dass das alles mit Euch bei den Turnieren der DSAM in so netter Stimmung klappt. Und so war es diesmal wieder: Es wurde gesiegt. Und geehrt.

Beginnen wir in der F-Gruppe, wo oft die Jüngsten spielen. Das hängt damit zusammen, dass man als Einsteiger eben noch keine ″fette Elo″ haben kann. Klaus Bergmann (Lüneburg, 1205) gehört zwar nicht so richtig zu den Jüngsten, aber erstens war er das ja irgendwann auch mal und zweitens hat er trotzdem gewonnen. Sein erster Platz war aber hart umkämpft, denn es gab gleich vier Spieler mit 4,5 Punkten an der Spitze! Aber die Feinwertung hat's gerichtet. Zweiter wurde Stefan Ehring (Volksdorf, 1270), Dritter Sascha Schillig (Stendal, 1278) und Vierter mit gleicher Punktzahl Kai Boll (Wrist, 1273). Und die folgenden ungefähr neunhundert Spieler haben 4,0 Punkte. Fünfter wurde Clemens Mix (SF Hamburg, 1231) und als Sechster kam Tim Schöttker (Hannover, 1265) ein.

In der E-Gruppe schaffte es Sven Dirking (1496, Wermelskirchen) auf den ersten Platz und zwar mit, jetzt bitte festhalten ... mit  HUNDERT  PROZENT !!!  Fünf Punkte, ein glatter Start-Ziel-Sieg bei der ersten Aktivität im neuen Jahr: Klasse! Das war natürlich nicht zu toppen und die eingeschüchterten sieben nachfolgenden Spieler begnügten sich allesamt mit 4,0 Punkten und mussten, so weit möglich, von der Feinwertung als Ringrichter (″Auseinander!) getrennt werden. Das sind Tim Hafensteiner (1317, Biebertal), Uwe Scheunemann (Witzhelden, 1473), Klaus Duewel (Fischbek, 1426), Constantin Thierkopf (Brühl, 1392), David Otero Dominguez und als nachrückender Siebter Jörg Spreu  (Kiel 1369).

Das mit dem Trennen erledigt gelegentlich ein gezielt eingesetzter Münzwurf (für Banknoten reicht's beim ehrenamtlichen Turnierpersonal eben einfach nicht). Der musste hier erfolgen, weil Uwe Scheunemann und Klaus Duewel nicht die gleiche Punktzahl, sondern auch die gleich Feinwertung erspielt hatten. Am Ende hatte Uwe Scheunemann die Nase vorn, was für die Vergabe des nun mal nicht teilbaren Preises wichtig war.

In der D-Gruppe war es einfach unglaublich. Am Ende gab es VIER Spieler, die ihr Turnier mit 90% beendeten! Das ist ganz großes Schach. Erster mit der besten Feinwertung wurde Tobias Niesel (Porz, 1544), gefolgt von Frank Rinkewitz (Northeim, 1667), Ralf Bascheck (Bielefeld, Elo 1682) und Frank-Christian Baum (Hannover, 1640). Fünfter wurde Peter Radiesch mit 4,0 Punkten (Elo 1662, Hamburg) und weil sich der Sechste Detlef Krüger (1565, Fredersdorf) bereits anderswo für das Finale qualifiziert hatte, ist nun auch der Siebte, nämlich Michael Dinse (Elo 1683, Reinfeld) in Wiesbaden mit dabei.

Sieger Gruppe C: Philipp Kossack

Philipp Kossack

In der C-Gruppe war gegen ″High Noon″ (Zwölf Uhr mittags, Gary Cooper, Grace Kelly etc.) klar, dass Philipp Kossack (DWZ 1886, SG Porz) gewonnen hatte, denn der hatte einen glatten Durchmarsch hingelegt! Mehr als 5,0 Punkte geht nun mal nicht und das könnte auch schon der Grund dafür gewesen sein, dass er und kein anderer hier in Hamburg-Bergedorf 2014 in sensationeller Weise die C-Gruppe gewann!

Schon in der Erftstadt-Stadtmeisterschaft 2012 hatte er sich warmgelaufen und vier aus sechs geschossen. Die darauf folgende Kerpener Stadtmeisterschaft und der Pokal waren ordentlich, aber nicht überragend, denn da sollte ja Energie akkumuliert werden ... die jetzt eben auf den Brettern von Bergedorf freigesetzt wurde. Man kannte das von diesem lässigen Kap'tän in Raumschiff Enterprise: Hinsetzen, entspannen, eine coole Handbewegung und dann nur das Wort ″Energie!″ Danach ging's dann eben ab. Hundert Prozent Energie in Bergedorf.

Die B-Gruppe war rasch alles klar, jedenfalls, wenn man sich nur auf den Ersten bezieht. Aber auch hier ist eine Art Sensation zu melden: Tatsächlich hat einmal der Erste der Setzliste, also der Rating-Favorit, das Turnier gewonnen! Sebastian Buchholz (SK Doppelbauer Kiel, DWZ 2085, Elo 2096) spielte formidable 90% = 4,5 Punkte ein und konnte einfach nicht mehr eingeholt werden. Und, nein, vermutlich hat er nichts mit dem Magdeburger Bruno Buchholz zu tun, der die gleichnamigen Feinwertung mit erfand) da war dann auch noch ein Herr Gelbfuhs und das alles hat hier eigentlich gar nichts zu suchen.

Jedenfalls kann man nun erleichtert feststellen: Der ″DSAM-Rating-Fluch″, in seiner diabolischen Kraft mindestens vergleichbar mit dem (angeblichen) des Teams um Howard Carter und Tut-Ench-Amun, bezieht sich nur auf den Elo-Favoriten der A-Gruppe, der regelmäßig nicht Erster wird.

Marko Sponheim (2093, Polizei Duisburg) war der ″Feinwertungsbeste″ (was für ein Wort!) der sechs A-Gruppen-Spieler mit 4,0 und damit Zweiter. Einen sehr guten dritten Platz belegte einer der wenigen Bremer, die den Weg an die DSAM-Bretter fanden und ein sehr junger (Jahrgang 1997, lässt die DSJ wissen) noch dazu: David Kardoeus, der mit 1974 noch kein so riesiges Rating aufweist, sich aber in den letzten Turnieren stark verbessert hat und diesen Trend hier in Bergedorf bestätigte. Robert Kreyssig von der SG Leipzig wurde Vierter, Dominik Plaßmann schloss sich als Fünfter an und die letzte Final-Qualifikation dieser Gruppe erzielte Taylan Gülsen aus Niederkassel mit ebenfalls 4,0 Punkten.

Sieger Gruppe A: Emil Powierski

Emil Powierski

Und in der A-Gruppe, der ″Königsklasse″? Auch hier war früh Feierabend. Und die DWZ- und Elo-Favoriten Bjarne Light bzw. FM Markus Balduan schafften es wieder nicht. Denn es ist Emil Powierski (Elmshorner SC von 1896, DWZ 2244, Elo 2210): Der Beste des Rekord-Turniers zu Bergedorf 2014. Der Gigant von der Linie S21. An fünf gesetzt ließ der Schleswig-Holsteiner sechs Titelträger hinter sich (akademische Titel noch gar nicht mit eingerechnet!), zeigte fünf Runden Powerschach statt Dauerschach und siegte mit beeindruckenden 4,5 aus fünf. Herzlichen Glückwunsch!

Drei Spieler mit 4,0 Punkten folgten, die ein ebenfalls riesiges Turnier spielten und zwar in der Reihenfolge der Feinwertung: Maximilian Weimann (2150, Altenkirchen), Benedict Krause und gleichauf sein Bruder Jonah Krause (siehe auch oben). Fünfter mit 3,5 Punkten wurde der bereits in Frankfurt (Oder) finalqualifizierte Kevin Schröder (DWZ 2138, Lippstadt) vor Bernhard Jürgens (2132, Hamburger SK) und dem als Siebten qualifizierten Kai Reinecker (2235, Preetz), der von Kevin Schröders Überqualifikation profitierte.

Insgesamt muss man sagen: Mädels, ihr müsst noch besser werden! Vorwärts! Unter den oben aufgezählten Qualifizierten befindet sich nicht eine Einzige, obwohl es doch zwischendrin so gut aussah ...der Texter hier hält jedenfalls zu Euch.

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